Ein sehr persönlicher Blogbeitrag zum Thema Ressourcen
In herausfordernden Zeiten konzentrieren wir uns auf’s “Überleben”. Unser Gehirn springt in den urzeitlichen Notfallmodus und blendet alles andere aus. Irgendwie durchkommen. Das ist nachvollziehbar, auf die Dauer aber gefährlich, vor allem wenn es um deine Ressourcen, deine Energie- und Kraftquellen geht.
In diesem Blog-Beitrag erzähle ich dir, warum deine Ressourcen für dich so wichtig sind – gerade in herausfordernden Zeiten – und wie es mir damit während meines Burnouts ergangen ist. Und du erfährst, was das alles mit dem Orangenlied zu tun hat. 🍊
Was sind Ressourcen?
Deine Ressourcen sind deine individuellen Energie- und Kraftquellen, die dir helfen, das Leben nach deinen Bedürfnissen zu gestalten. Sie tun dir aus tiefstem Herzen gut und stärken dich, egal wie „sinnvoll“ sie erscheinen, oder was andere darüber denken. Das können Hobbies sein, Beziehungen, materielle Dinge, Erinnerungen, Wünsche,… oder auch (noch) unbewusste Sehnsüchte und Herzensthemen.
Warum sind deine Ressourcen so wichtig für dich?
Gerade in Zeiten, die uns herausfordern, verlieren wir unsere Ressourcen aus dem Blick. Wir agieren in einem urzeitlichen Notfallmodus, der alles darauf fokussiert zu „überleben“ und alles „nicht Überlebensnotwendige“ ausblendet. Das macht einerseits Sinn, führt aber gerade, wenn Stress und Ängste andauern, dazu, dass uns zunehmend die Kräfte fehlen, mit den herausfordernden Situationen umgehen zu können. Ein Teufelskreis.
Je besser du also deine Ressourcen kennst und vor allem auch aktivierst und lebst, umso besser kannst du mit Belastungen umgehen. Und zwar gleich von Anfang an, nicht erst, wenn sich schon alles zuspitzt. Doch dass es spätestens dann sinnvoll ist, dir deine Ressourcen (wieder) bewusst zu machen, das möchte ich dir anhand meiner Erfahrungen aus der Zeit meiner Burnout-Reha zeigen.
Das Orangenlied
Ich habe mir am Ende der diesjährigen Sommerferien einen Traum erfüllt:
Ich war auf einem Konzert der Kölner Band AnnenMayKantereit. Nur ich mit mir ganz allein. Und es war einfach GROSSARTIG!
Das wäre mir früher wohl nicht in den Sinn gekommen, allein auf ein Konzert zu gehen. Aber erstens verbringe ich mittlerweile sehr gerne Zeit mit mir allein und zweitens haben einige Lieder dieser Band eine ganz besondere Bedeutung für mich.
Sie haben mir vor zwei Jahren durch eine Zeit geholfen, in der es mir so schlecht ging wie nie vorher. Ich war gerade am Tiefpunkt meines Burnouts angelangt und habe eingesehen, dass ich mich nicht (mehr) ausreichend zu Hause im familiären Umfeld erholen kann und um einen sechswöchigen Reha-Aufenthalt nicht herumkomme.
Meine Schwester hat mir damals in den ersten Tagen in der Klinik ein Video von einem Lied geschickt, das mich tief in der Seele berührt hat. 🧡
Es war das ORANGENLIED 🍊 von AnnenMayKantereit, live gesungen von Henning May, der sich dazu selbst am Klaviert begleitet.
Es sollte nicht das einzige Lied bleiben, das ich fortan von dieser Band in Dauerschleife zu hören begann. Und das, wo ich mich eigentlich am liebsten von allem abschotten und nichts an mich heranlassen wollte, so verletzlich war ich zu diesem Zeitpunkt.
Aber diese Musik hat etwas in mir in Resonanz gebracht. Ganz tief drinnen. Ich war absolut fasziniert, wie tief aus der Seele sie aufzusteigen scheint, wie authentisch, roh und gleichzeitig wunderbar zart sie Gefühle empfindet und zum Ausdruck bringt: Schmerz, Verzweiflung, Wut genauso wie Lebensfreude, unbändige Kraft, Melancholie, Hoffnung und Verletzlichkeit.
Ich kannte und kenne nach wie vor sehr wenig über den persönlichen Hintergrund der Lieder und das ist für mich auch zweitrangig. Sie fühlen sich für mich absolut authentisch an.
Da dürfen Gefühle da sein, gefühlt und ausgedrückt werden. Und das auf so wundervolle, einfühlsame, aufrüttelnde und mitreißende musikalische Art und Weise.
Mir hat das so sehr geholfen, Zugang zu meinen Gefühlen zu finden, mich an sie heranzutasten und sie letztendlich Stück für Stück an die Oberfläche zu lassen – begleitet von den Therapien und den wunderbaren Menschen in meiner Reha-Gruppe und die ich darüber hinaus während meiner Zeit dort kennenlernen durfte.
Mir hat es signalisiert: Ich kann so sein, wie ich (gerade) bin, wie ich mich fühle. Und das ist ok!
Ich bin (fast) jeden Tag raus in die Kälte spazieren gegangen, hinunter zum Fluss. Und begleitet haben mich dabei immer wieder ausgewählte Lieder von AnnenMayKantereit. Stück für Stück auch andere Musik.
Musik ist eine unglaublich große Ressource für mich. Schon immer gewesen. Aber gerade in dieser schwierigen Zeit hatte ich das ausgeblendet, nicht (mehr) wahrgenommen. Mein Schutzpanzer hat einfach alles abgewehrt.
Heute singe ich viel in meinem Alltag, höre regelmäßig Musik je nach meiner Stimmungslage, tanze, male zur Musik und spaziere regelmäßig in der Natur, besonders gerne am Wasser entlang auf der Donauinsel und lausche entweder der Musik der Natur oder der aus meinen Kopfhörern.
Wie dankbar bin ich, dass es in meinem Leben immer wieder kleine Anstupser gibt, die aber viel mehr sind als das, nämlich ganz besondere Wendepunkte. Und das Orangenlied war so einer.
Anstupser und Wendepunkte, die uns auf etwas aufmerksam machen, das uns ganz tief im Inneren berührt. Wenn wir uns dafür öffnen und es zulassen. Und dazu möchte ich dich von Herzen einladen.
PS: Auch im kreativen Mal- und Gestaltungsprozess können wir solche „Anstupser“ auf einer ganz tiefen, unbewussten Ebene entdecken und erleben, die mit dem Verstand nicht erfassbar sind. Auch das habe ich immer wieder ganz persönlich in meinen Malprozessen erleben dürfen. Und deshalb liebe ich meine Arbeit als Kunsttherapeutin so sehr. Übrigens setzte ich Musik auch sehr gerne in meinen Kreativcoachings und Workshops ein. Probier’s doch mal aus. Z.B. in meiner Kreativen Selbsterfahrungsgruppe für Frauen „Meine Ressourcen“. Ich freue mich auf dich!